Das vielfältige -t

Das Suffix -t wird im Ungarischen sehr gerne genutzt – in den verschiedensten Zusammenhängen. Ich möchte hier einen kurzen Überblick geben, was das -t alles ausdrücken kann bzw. wie es verwendet wird.

Bestimmtes Objekt (Akkusativ)

Eine sehr wichtige Anwendung ist, das direkte Objekt in einem Satz zu kennzeichnen.

Bildung

-t
Mit Bindevokalen: -öt, -et, -ot, -at, -et
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Beispiele

Eszem a pizzát. (Ich esse die Pizza.)
Megvettem a könyvet a boltban. (Ich habe das Buch im Geschäft gekauft.)

Ort des Geschehens (Lokativ)

Im Ungarischen wurde das Suffix -t ursprünglich zur Kennzeichnung des Lokativs verwendet, also zur Angabe von Orten. Diese Funktion ist besonders in Ortsangaben und Postpositionen erhalten geblieben.

Postpositionen

Das Suffix -t wird noch immer in Postpositionen verwendet, um ein örtliches Verhältnis auszudrücken, wie z.B.:

  • közt (zwischen)
  • előtt (vor)
  • alatt (unter)
  • mellett (neben)
  • mögött (hinter)

Geografische Eigennamen

Weiters wird das -t in einigen älteren Städte- und Ortsnamen anstelle von -ban/-ben verwendet, beispielsweise:

  • Vácott (in Vác)
  • Pécsett (in Pécs)
-(t)t
Mit Bindevokalen: -att, -ett, -ott, -ött

Beispiele

Két szék közt a pad alatt. (Zwischen allen Stühlen – Redewendung)
A könyvtár előtt találkozunk. (Wir treffen uns vor der Bibliothek.)

Vergangenheit (Präteritum)

In den uralischen Sprachen, wie dem Ungarischen, wird der Zeitpunkt einer vergangenen Handlung oft so behandelt, als wäre er ein Ort in der Zeit. Das Suffix -t dient auch zur Kennzeichnung der Vergangenheit, insbesondere in der dritten Person Singular. In anderen Personen steht das Suffix vor den Suffixen der Person.

-(t)t
Mit Bindevokalen: -ett, -ott, -ött
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Beispiele

ül (sitzen)ült (er/sie saß / hat gesessen)
(wachsen)tt (er/sie wuchs / ist gewachsen)
olvas (lesen)olvastunk (wir lasen)

Partizip Perfekt

Das Partizip Perfekt beschreibt, wie ein Zustand durch eine vergangene Handlung erreicht wurde. Dies verwendet nicht nur das -t, es bildet sich auch genauso wie die Vergangenheitsform eines Verbs.

Verb in Vergangenheit, 3. Pers. Sg.
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Beispiele

A megmosott krumplit felvágjuk.
(Wir schneiden die gewaschenen Erdäpfel.)
A felvágott krumplit megsütjük.
(Wir backen die geschnittenen Erdäpfel.)

Wortbildungssuffix

Wenn man sich ein Wörterbuch ansieht, erkennt man, dass eine große Menge an Wörtern aus anderen Wörtern hergeleitet wurden. Meistens sind sie aus einem Substantiv und der Vergangenheitsform eines Verbs zusammengesetzt.

Beispiele

lét (Dasein)lenni (sein)
állat (Tier)állni (stehen)
képzelet (Fantasie)képzelni (sich vorstellen)

Ein einzelnes -t an einem Verb wird für objektive Untertöne verwendet, während -at/-et für subjektbezogene Ergebnisse steht:

tudta (sein/ihr Wissen) vs. tudat (sein/ihr Bewusstsein)

Wenn in einem Wort, das von einem Verb abgeleitet ist, das -t nicht von einem Possessivsuffix gefolgt wird, betont es lediglich, dass der neue Begriff nur nach der abgeschlossenen Tätigkeit entstehen kann:

mérték (mér messen) – das Maß (das, was gemessen wurde)
győztes (győz siegen) – der Sieger (derjenige, der gewonnen hat)

Bewirkende Verben (Faktitiv)

Eine faktitive Form erhalten Verben dann, wenn wir jemand anderen veranlassen, eine Tätigkeit für uns zu machen, z. B. „er lässt seine Freundin kochen“.

-(t)at / -(t)et
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vasal → vasaltat (jm. bügeln lassen)
eszik  etet (jm. essen lassen = füttern)

Verbsuffix der Möglichkeit

Ein weiteres Suffix, das auf -t endet, das Verbalableitungssuffix der Möglichkeit -hat/-het. Es wird verwendet, um Verben zu bilden, die eine Möglichkeit, Fähigkeit oder Erlaubnis ausdrücken. Dieses Suffix gibt an, dass das Subjekt die Handlung des Verbs ausführen kann oder darf. Es entspricht dem deutschen „können“ oder „dürfen“.

Verbalstamm + -hat/-het + Personalendung
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Beispiele

tanul (lernen) → tanulhat (lernen können / dürfen)
beszél (sprechen) → beszélhet (sprechen dürfen)

Verbalableitungssuffix der Kausativität

Das ungarische Verbalableitungssuffix -ít wird verwendet, um aus Adjektiven oder Substantiven Verben zu bilden, die eine kausative Bedeutung haben. Das bedeutet, dass das Subjekt jemanden oder etwas dazu veranlasst, eine bestimmte Handlung auszuführen oder in einen bestimmten Zustand zu versetzen. Es entspricht oft dem deutschen „machen“ oder „veranlassen“.

Adjektiv- oder Substantivstamm + -ít
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Beispiele

fehér (weiß) + -ít = fehérít (weiß machen, bleichen)
édes (süß) + -ít = édesít (süß machen, süßen)
barát (Freund) + -ít = barátít (zum Freund machen)

Andere Verben

Blicken wir nochmals ins Wörterbuch, erkennen wir auch viele Wörter mit -t, die nicht auf die Vergangenheitsform zurückzuführen sind.

Interessanterweise benötigen solche Verben meist ein Akkusativ-Objekt:

teremt (erschaffen), bont (trennen), olvaszt (schmelzen)

Ausnahmen sind einige alte, einsilbige Verben, die kein Akkusativ-Objekt benötigen:

fut (laufen), lát ((passiv) sehen), vét (sündigen)

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