Modalverben sind Verben, die Wunsch, Zwang oder Möglichkeit bezeichnen. Sie zählen zur Gruppe der Hilfsverben, deren Funktion darin liegt, in Kombination mit einem Vollverb bestimmte grammatische Merkmale auszudrücken.
Die deutschen Modalverben sind: können, dürfen, müssen, sollen, wollen, mögen, möchten und wissen. Und man kann auch (un)fähig und in der Lage sein dazu zählen.
Im Deutschen wird das Vollverb als Infinitiv verwendet und das Modalverb wird konjugiert („er will 2. PERS. SG. sprechen INF„). Im Ungarischen gibt es zwei Möglichkeiten:
- Das Hilfsverb wird konjugiert und der Infinitiv des Vollverbs bleibt unverändert (wie im Deutschen)
- Der Infinitiv des Vollverbs wird konjugiert und das Hilfsverb bleibt unverändert
Konjugierbare Hilfsverben
Genauso wie im Deutschen gibt es auch im Ungarischen Hilfsverben, die helfen, Emotionen, Absichten, Können oder Gewohnheiten auszudrücken. Diese werden konjugiert und mit dem Vollverb im Infinitiv verwendet.
Emotion | Begehren (jetzt) | eine Fähigkeit haben | Gewohnheit |
---|---|---|---|
szeret (mögen) imád (verehren) utál (hassen) | akar (wollen) szeretne (möchten) | tud (können) (Im Sinne von: Ich habe es gelernt, ich bin in der Lage, sonst: → -hat/- het) | szokott (normalerweise tun) |
Beispiele
Szeretsz énekelni?(Magst du singen?) | Erika levelet szeretne írni. (Erika möchte einen Brief schreiben.) | A baba tud járni. (Das Baby kann gehen.) | Ákos Robival szokott kávézni. (Ákos trinkt normalerw. mit Robi Kaffee.) |
Anmerkung
Bei szeretne handelt es sich eigentlich um die Konditionalform von szeret. Es wird bei höflichen Wunsch- und Willensäußerungen verwendet.
Weitere Verben mit Infinitiv
Weiters gibt es noch weitere Verben, die oft in Verbindung mit einem Infinitiv verwendet werden – dies entspricht oft der deutschen Übersetzung:
Most megyek SMS-ezni. (Ich gehe jetzt SMS-en.) |
Tanulok kondizni. (Ich lerne zu trainieren.) |
Nicht konjugierbare Hilfsverben
Einige Hilfsverben, die meist Erlaubnisse, Verbote, Möglichkeiten oder Notwendiges ausdrücken, werden nicht konjugiert, d. h. sie bleiben immer in ihrer ursprünglichen Form und werden mit dem Infinitiv verwendet.
Hilfsverb + Verb im Infinitiv (Hilfsverben: kell, muszáj, lehet, szabad, tilos) |
Erlaubnis, Verbot: | szabad (erlaubt sein) → nem szabad (nicht erlaubt sein), tilos (verboten sein) |
Möglichkeit, Option: | lehet (können, möglich sein) → nem lehet (nicht können, nicht möglich sein) |
Gesetz, Notwendigkeit: | muszáj (es ist ein Muss) → kell (müssen) → nem kell (nicht müssen) |
Fähigkeit: | képes (fähig) → módjában áll (in der Lage sein) → képtelen (unfähig) |
Beispiele
kell táncolni (tanzen müssen) | Itt szabad dohányozni. (Hier darf man nicht rauchen.) |
szabad beszélni (sprechen dürfen) | Nem lehet bemenni a boltba, mert zárva van. (Man kann das Geschäft nicht betreten, weil es geschlossen ist.) |
Bildung der Vergangenheit
lehet → lehetett (es war möglich) | szabad → szabad volt (es war erlaubt) |
kell → kellett (es musste) | tilos → tilos volt (es war verboten) |
Weitere Verben mit unvollständiger Konjugation
Verben, die das Wirken von Naturereignissen, eine unwillkürliche Zustandsveränderung oder bestimmte Geräusche ausdrücken, werden nur in der 3. Person Singular verwendet.
árad (fluten, strömen) | dagad (anschwellen) | serceg (knistern) |
Anzeigen der Person
Da die Hilfsverben „lehet“, „szabad“ und „kell“ nicht konjugiert werden, gibt es einen anderen Weg, wie die handelnde Person angezeigt wird: Das Subjekt (sofern vorhanden) erhält die Endung -nak/-nek und der Infinitiv wird konjugiert. Schreibt man das Vollverb im Infinitiv, handelt es sich um eine allgemeingültige Aussage („man“).
A betegeknek itt várniuk kell. (Die Patienten müssen hier warten.) |
Rózsa neninek is várnia kell. (Auch Tante Rózsa muss warten.) |
Ez a hús olyan sós, hogy nem lehet megenni. (Das Fleisch ist so salzig, dass man es nicht essen kann.) |
Bei Verwendung eines Personalpronomens, z. B. „nekem“ (mir), kann entweder dieses wegfallen, wenn die Person nicht betont wird, oder aber die Possessivendung (stattdessen wird der „normale“ Infinitiv verwendet).
Personalpronomen und Konjugation des Infinitivs
Dabei wird einfach die Possessivendung an das Infinitiv-„n“ des Verbes gehängt; lediglich in der 3. Person Singular und Plural bleibt das „i“ erhalten.
várni (warten) | sietni (beeilen) | jönni (kommen) | ||
---|---|---|---|---|
nekem | várnom | sietnem | jönnöm | -OM, -EM, -ÖM |
neked | várnod | sietned | jönnöd | -OD, -ED, -ÖD |
neki, Önnek, -nak/-nek | várnia | sietnie | jönnie | -IA, -IE |
nekünk | várnunk | sietnünk | jönnünk | -UNK, -ÜNK |
nektek | várnotok | sietnetek | jönnötök | -OTOK, -ETEK, – ÖTÖK |
nekik, Ököknek, -nak/-nek | várniuk | sietniük | jönniük | -IUK, -IÜK |
Nekem olvasnom kell. (Ich muss lesen.) |
Nekünk haza kell mennünk. (Wir müssen nach Hause gehen.) |
„kell“, „tetszik“ und „tud“
Weitere Bedeutung des Wortes „kell“
Neben der Bedeutung „müssen“ wie bereits beschrieben, kann das Wort „kell“ auch noch „brauchen, wollen, mögen“ meinen:
Personalpronomen + kell + Infinitiv: etwas müssen Personalpronomen + kell/kellenek + Nomen (Nominativ): etwas brauchen |
Beispiele
Nekem kalap kell. (Ich brauche einen Hut.) |
Nekünk is kellenek korcsolyák. (Wir brauchen auch Eislaufschuhe.) |
Fragen
Kinek kell dolgoznia? (Wer muss arbeiten?) |
Kiknek kell dolgozniuk? (Wer muss arbeiten? [Pl.]) |
Wortstellung
Falls das Infinitiv-Verb eine Vorsilbe aufweist, wird das Hilfsverb zwischen Vorsilbe und Infinitiv geschoben:
Vorsilbe | Hilfsverb | Infinitiv | |
---|---|---|---|
meg | kell | köszönnöm | Ich muss mich bedanken. |
Der Höflichkeitsausdruck „tetszik“ (gefallen, belieben, passen)
Dieses Verb kann zwar in allen drei Modi in der Gegenwart oder in der Vergangenheit stehen, aber jeweils nur in der 3. Person Singular oder Plural. In der Umgangssprache wird dies aber eher nicht mehr verwendet.
Indikativ, Präsens | Hogy tetszik lenni? (Wie geht es Ihnen?) | auch: Hogy van? |
Indikativ, Präteritum | Kinek tetszett ezt mondani? (Wem haben Sie das gesagt?) | auch: Kinek mondta? |
Konditional, Präsens | Meg tetszenének várni? (Würden sie auf mich warten?) | auch: Megvárnának? |
Unterschied „tud“ und „-hat/-het“
Die Übersetzung des Wortes „tud“ (fähig sein) und die der Verben mit der „-hat/-het“-Endung (Verbalableitungssuffix der Möglichkeit) ist oft gleich: „können“. Es gibt jedoch wichtige Unterschiede in der Bedeutung:
tud: Können, Möglichkeit, Gelegenheit, Fähigkeit haben -hat/-het: Erlaubnis, nach Erlaubnis fragen |
Das Verb „tud“ zeigt Können an: | Tudok siélni. (Ich weiß, wie man Schi fährt.) |
Gelegenheiten und Möglichkeiten werden ebenfalls oft mit „tud“ ausgedrückt: | El tudsz jönni a koncertre? (Hast Du die Möglichkeit, aufs Konzert kommen?) |
In der 1. Person Singular oder Plural wird mit -hat/-het um Erlaubnis gefragt: | Telefonálhatok? (Darf ich telefonieren?) |
Auch in anderen Personen wird eine Erlaubnis ausgedrückt: | Eljöhetsz a koncertre? (Darfst Du auf das Konzert kommen?) |
„szokott“ (normalerweise tun)
Um auszudrücken, dass etwas regelmäßig geschieht, verwendet man das Hilfsverb „szoktott“ mit dem Infinitiv. Obwohl dieses in der Vergangenheitsform erscheint (und auch konjugiert wird), bedeutet es dennoch, dass etwas noch immer regelmäßig getan wird.
unbest. Konjugation | szoktam, szoktál, szokott (ich pflege etwas zu tun, du pflegst etwas zu tun, …) |
best. Konjugation | szoktam, szoktad, szokta |
Én minden reggel teát iszom. → Én minden reggel teát szoktam inni. (Ich trinke jeden Morgen Tee. → Ich trinke normalerweise jeden Morgen Tee.) |
Hétköznap minden reggel az irodába járnok. → Hétköznap minden reggel az irodába szoktam járni. (Unter der Woche gehe ich der Früh ins Büro. → Unter der Woche gehe ich für gewöhnlich in der Früh ins Büro.) |
Minden nap újságot olvasok. → Minden nap újságot szoktam olvasni. (Ich lese jeden Tag die Zeitung. → Für gewöhnlich lese ich jeden Tag die Zeitung.) |
Köszönöm, nem szoktam kávézni. (Danke, ich trinke keinen Kaffee.) (sehr oft verwendet, wenn einem etwas, z. B. Kaffee, angeboten wird) |
Wortstellung und Präfixtrennung
Der Fokus ist immer vor dem konjugierten Verb: | 9-kor szoktam felkelni. (Ich stehe normalerweise um 9 auf.) |
Noch eindeutiger mit „csak“ – das folgende Wort ist immer betont: | Csak teát szoktam inni, nem szoktam reggelizni. (Ich trinke normalerweise nur Tee, ich frühstücke nicht.) |
Bei Verneinung nicht automatisch Präfixtrennung bei einem Hilfszeitwort (denn es wird ja das Hilfszeitwort verneint): | Nem szoktam elmenni moziba.(Normalerweise gehe ich nicht ins Kino.) |
Nur, wenn wirklich die Tätigkeit betont ist, Präfixtrennung durchführen: | El szoktam menni moziba. (Ich gehe normalerweise ins Kino.) |
„szokott“ in der Vergangenheit
Das Wort kann natürlich nicht mehr in die Vergangenheit gesetzt werden. Auf die Konstruktion wird daher in der Vergangenheit verzichtet, es wird lediglich durch „mindig“ (immer) oder „rendszeresen“ (regelmäßig) eine Regelmäßigkeit ausgedrückt.
Verwendete Quellen
(Szita és Görbe 2009, 2010, 2014), S. 104
(„hunlang“ 2013): http://ungarischesprache.wordpress.com/2011/08/29/modalverben/
(Hegedűs 2006), S. 22
(Keszler und Lengyel 2007), S. 47
(Fernlehr-Institut 2012), S. 26 f.
(Farkas de Farkasdvalva 1790); 1790; S. 192 f.
(Keszler und Lengyel 2007), S. 47
(Csire 2013 – 2016), Kurs A2-2