Der Imperativ

Was ist der Imperativ?

Beim Imperativ handelt es sich um einen Modus des Verbs, nämlich die Befehlsform. (Die beiden anderen Modi sind der Indikativ, für alles, was Fakt ist, und der Konjunktiv, für alles, was möglich ist). Der Imperativ dient dazu, Kommandos, Aufforderungen oder Vorschläge zu formulieren. Im Ungarischen gibt es aber noch weitere Satzkonstruktionen, bei denen der Imperativ erforderlich ist.

Várjon!

Der Imperativ im Deutschen

In der 2. Person wird der Imperativ grundsätzlich ohne Personalpronomen verwendet: „Sei ruhig!“, „Jetzt komm endlich!“ oder „Lass das liegen!“. In der Höflichkeitsform bildet sich der Imperativ durch die 3. Person Plural. Das Gleiche gilt auch, wenn man die Aufforderung an eine Gruppe richtet, der man selber angehört, also praktisch die 1. Person Plural: „Schweigen sie endlich!“, „Machen wir, dass wir wegkommen!“. Schon etwas aus der Mode gekommen ist die Aufforderung in der 3. Person Singular: „Geh er!“, „Schweig er!“.

Eine weitere Möglichkeit ist die Bildung mit dem Hilfsverb „sollen“ oder sogar „müssen“. Dies funktioniert in allen Personen, also auch in der 1. Person Singular, dann meist in Fragesätzen: „Soll ich arbeiten oder mich amüsieren?

Der Imperativ im Ungarischen

Die Möglichkeit, den Imperativ mit einem Hilfsverb zu bilden, gibt es nicht – dafür hat jede Person eine Befehlsform.

Maradjanak otthon!
(Sie sollen zu Hause bleiben!)
Csukd be az ajtót!
(Mach die Tür zu!)
Leírjam a szavakat is?
(Soll ich die Worte auch abschreiben?)
Te se gyere későn!
(Komm Du auch nicht zu spät!)
Tanuljak vagy pihenjek?
(Soll ich lernen oder mich ausruhen?)

Zur Übersetzung

Die Übersetzung des Ungarischen Imperativs entspricht dem Hilfsverb „soll + Infinitiv“, außer in der 2. Person Singular und Plural, dann wird der deutsche Imperativ verwendet.

Voraussetzungen für die Verwendung

Unter folgenden Voraussetzungen wird der Imperativ benötigt.

Direkte Aufforderung, Anfrage, Vorschlag:
Der Imperativ wird verwendet, wenn man jemanden auffordert, etwas zu tun.
Menj el orvoshoz! (Geh zum Arzt!)
Ne énekeljetek! (Singe nicht!)
Maradjunk itt! (Bleiben wir hier!)
Zitierte Aufforderung, Anfrage, Vorschlag:
Wenn man eine andere Person zitiert, wird der Imperativ verwendet. In diesem Fall mit einem Punkt am Ende.
Anya azt mondta, hogy vegyem le a lábamat az asztalról. (Meine Mutter hat mir gesagt, dass ich meine Füße vom Tisch nehmen soll.)
Indirekte Aufforderung, Anfrage, Vorschlag:
Der Imperativ in der 3. Person wird verwendet, wenn die Person nicht direkt adressiert wird.
A lányok álljanak fel!
(Die Mädchen sollen aufstehen.)
Fragen stellen und Ratschläge in der 1. Person geben:
In Fragen wird der Imperativ verwendet, wenn man die Meinung einer anderen Person erfragt. (Bei Ja-/Nein-Fragen wird das Verb vom Präfix nicht getrennt!)
Most mit csináljak? (Was soll ich jetzt tun?)
Mikor induljunk el? (Wann sollen wir gehen?)
Allgemeine Regeln und Ratschläge:
Die 1. Person Plural wird verwendet, wenn allgemeine Ratschläge gegeben werden (z. B. bei Rezepten)
Ha szomjasak vagyunk, igyunk vizet! (Wenn man durstig ist, soll man Wasser trinken.)

Die Verwendung des Imperativs in Finalsätzen

Der Imperativ kann verwendet werden, um den Grund für eine Handlung anzugeben.Piroska elmegy a nagymamához, hogy kalácsot és bort vigyen neki.
Rotkäppchen geht zur Oma, um ihr Kuchen und Wein zu bringen.)
Als Antwort auf die Frage „miért?(Warum?) mit dem Wort „azért“.Piroska azért megy el a nagymamához, hogy kalácsot és bort vigyen neki.
Rotkäppchen geht aus dem Grund zur Oma, um ihr Kuchen und Wein zu bringen.)

Das Verb wird vom Präfix nur getrennt, wenn ein anderes Wort als das Verb betont ist oder es sich um eine Verneinung handelt.

Wörter, die den Imperativ erfordern

Es existieren einige Wörter und Ausdrücke, die den Imperativ erfordern.

Wort / AussageBeispiel
azt akarja / szeretné / kivánja, hogy…
wollen, mögen, wünschen
A barátom azt akarja, hogy legyek a felesége.
(Mein Freund will, dass ich seine Frau werde.)
arra vágyik, hogy…
über etw. träumen
Arra vágyom, hogy elmehessek Egyiptomba.
(Ich träume davon, nach Ägypten zu gehen.)
arra vár, hogy…
auf etw. warten
Arra várok, hogy a pincér hozza a számlát.
(Ich warte darauf, dass der Kellner die Rechnung bringt.)
elvárja, hogy…
etw. erwarten
Elvárom, hogy pontosan érkezzetek.
(Ich erwarte, dass ihr pünktlich ankommt.)

Weitere Wörter und Redewendungen

megtiltja, hogy…
verbieten, dass…
az a fontos, hogy…
es ist wichtig, dass…
megengedi, hogy…
erlauben, dass…
figyel arra, hogy…
sicherstellen, dass…
hagyja, hogy…
zulassen, dass…
lebeszél valakit arról, hogy…
jm. einreden, dass…
lehetősége van arra, hogy…
die Möglichkeit haben, (um) zu…
az a célja, hogy…
das Ziel ist es, dass…
van kedve / ideje / pénze arra, hogy…
den Willen / die Zeit / das Geld haben, (um) zu…
ragaszkodik valamihez…
darauf bestehen, dass…
ráér, hogy…
Zeit haben, (um) zu…

Die Bildung

Verbstamm + j + Personalendung
1. Reguläre Verben2. Verben auf -s, -sz, -z, -t3. Irreguläre Verben
(9 Worte auf -nni)

Bei Aufforderungen wird das Verb immer an den Satzanfang gestellt; außer, es wird etwas anderes betont, dann kommt das zu betonende Satzglied direkt vor das Verb. Präfixe werden vom Verb getrennt.Beim Verneinen werden die Wörter „ne“ (nicht) und „se“ (auch nicht) verwendet. Diese sind immer vor dem Verb.Zusammenfassung der PersonalendungenUnd der Vergleich zur unbestimmten und bestimmten Konjugation Präsens:

Personunbestimmte KonjugationBemerkungbestimmte KonjugationBemerkung
Én-JAK /
-JEK
kein -ö- als Bindevokal-JAM /
-JEM
Te-J(ÁL) /
-J(ÉL)
keine -sz – Var. mehr; kein -ö- als Bindevokal-(JA)D /
-(JE)D
„j“ fällt weg
Ő / Őn-JON /
-JEN /
-JÖN
-JA /
-JE
die -i – Variante (helle Verben) fällt weg
Mi-JUNK /
– JÜNK
-JUK /
-JÜK
Ti-JATOK /
-JETEK
keine -tök – Variante mehr-JÁTOK /
-JÉTEK
die -i – Variante (helle Verben) fällt weg
Ők / Önök-JANAK /
-JENEK
-JÁK /
-JÉK
die -i – Variante (helle Verben) fällt weg;= 3. P. Sg. + Plural.
Én › téged-JALAK /
-JELEK

Bildung der regulären Verben

Anhand von drei Beispielen

unbestimmte Konjugationbestimmte Konjugation
dob
(werfen)
enged
(zulassen)
tör
(schlagen)
dob
(werfen)
enged
(zulassen)
tör
(schlagen)
éndob-jakenged-jektör-jekdob-jamenged-jemtör-jem
tedob-j(ál)enged-j(él)tör-j(él)dob-(ja)denged-(je)dtör-(je)d
ő, Öndob-jonenged-jentör-jöndob-jaenged-jetör-je
midob-junkenged-jünktör-jünkdob-jukenged-jüktör-jük
tidob-jatokenged-jetektör-jetekdob-játokenged-jétektör-jétek
ők, Önökdob-janakenged-jenektör-jenekdob-jákenged-jéktör-jék
én tégeddob-jalakenged-jelektör-jelek

In der 2. Person Einzahl (du) existieren zwei Varianten: Die Variante auf -ál dürfte die ursprüngliche gewesen sein. Da die meisten Aufforderungen an eine 2. Person Einzahl gerichtet sind, hat hier im Laufe der Zeit eine Sprachvereinfachung stattgefunden, die Endung kann also auch weggelassen werden. Die kürzere Form ist auch diejenige, welche man in der Umgangssprache (fast ausnahmslos) antreffen wird.

Bildung der irregulären Verben auf -s, -sz, -z, -t

Verb endet auf ZischlautVerb endet auf -t
Das „j“ assimiliert mit dem letzten Konsonanten, der verdoppelt wird.-ít, -üt, Kons. + -tanderer Vokal + -t-st, -szt
Das „j“ wird zu einem „s“Anstelle von „tj“ endet das Wort in „ss“Das Wort endet in „ss“ oder „ssz“
s + j = ss
sz + j = ssz
z + j = zz
dz + j = ddz
t + j = tst + j = ssst + j = ss
szt + j = ssz
olvas olvass- (lesen)
úszik ússz- (schwimmen)
játszik játssz- (spielen)
vigyáz vigyázz- (aufpassen)
készít készíts- (anfertigen)
tanít taníts- (lehren, unterrichten)
tölt tölts- (einschenken, füllen)
szeret szeress- (mögen)
köt köss- (binden)
mutat mutass- (zeigen)
halaszt halassz- (verschieben, aufschieben)
mulaszt mulassz- (versäumen, fehlen)
ragaszt ragassz- (kleben)

Ausnahmen

lát láss- (sehen) látszik láss- (erscheinen, sichtbar werden)
bocsát bocsáss- (lassen) fest fess- (malen)
tetszik tess- (gefallen)vét véts- (verfehlen, verschulden)

Bildung der irregulären Verben (7 „sz“-stämmige Verben)

Unbestimmte Konjugation

van
(sein)
jön
(kommen)
megy
(gehen)
iszik
(trinken)
visz
(tragen)
hisz
(glauben)
énlegyekjöjjekmenjekigyákvigyekhiggyek
telegyél/
légy
gyere/
jöjj
menjél/
menj
igyálvigyélhiggy(él)
ő, Önlegyenjöjjönmenjenigyonvigyenhiggyen
milegyünkgyerünk/
jöjjünk
menjünkigyunkvigyünkhiggyünk
tilegyetekgyertek/
jöjjetek
menjetekigyatokvigyetekhiggyetek
ők, Önöklegyenekjöjjenekmenjenekigyanakvigyenekhiggyenek
én tégedvigyelekhiggyelek
wie „visz“ auch:tesz (setzen, legen, stellen), vesz (kaufen), eszik (essen)
  • jöjj, jöjjetek und légy sind nicht so häufige, veraltete Formen.
  • Gyerünk wird bei direkten Aufforderungen verwendet („Gemma!“) und ist ein Synonym für menjünk.
  • Jöjjünk wird beim zitieren einer Aufforderung einer anderen Person verwendet.

Bestimmte Konjugation

iszik
(trinken)
visz
(tragen)
hisz
(glauben)
énigyamvigyemhiggyem
teigyad/iddvigyed/viddhiggyed/hidd
ő, Önigyavigyehiggye
miigyukvigyükhiggyük
tiigyátokvigyétekhiggyétek
ők, Önökigyákvigyékhiggyék
wie „visz“ auch:tesz (setzen, legen, stellen), vesz (kaufen), eszik (essen)

(Kraneis 2002), http://www.ungarische-sprache.de/imperativ/imp15.html
(Seidler und Szajbély 2005), S. 204
(Szita és Görbe 2009, 2010, 2014), S. 70 ff.